Männergesangverein 1862 Ottensoos
Vereinsgeschichte
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© 2020 Männergesangverein 1862 Ottensoos
 

Die Geschichte des MGV

Im Vergleich zu den 1100 Jahren, in welchen unsere Heimatgemeinde Ottensoos ihre Spuren in der Geschichte hinterlassen hat, erscheinen die knapp 1 1/2 Jahrhunderte Vereinsgeschichte des Männergesangverein 1862 Ottensoos als vergleichsweise geringfügig.
Blickt man aber mit wachen Augen auf die Jahrzehnte und Jahrhunderte der Vergangenheit, so zeigt sich eine spannende, vielfach glückliche aber zeitweise auch unheilvolle Geschichte des Männerchorwesens in der Gemeinde Ottensoos. Zu erkennen ist aber auch, dass immer wieder verantwortungsvolle, tatkräftige Männer an die Spitze des Vereins berufen wurden, die es verstanden, die Sängerschaft immer wieder neu für den Vereinszweck zu begeistern:

Die Pflege von Männerchorgesang und Geselligkeit.

Ebenso wie die Anfänge der Siedlungsgeschichte von Ottensoos, liegen auch die Anfänge des Männergesangvereins im Dunkel der Geschichte verborgen. Auch wenn erst ab dem Jahr 1893 schriftliche Aufzeichnungen in Form von Protokollbüchern vorhanden sind, kann das Jahr 1862 als Gründungsjahr des Männergesangvereins durch einen Protokollbucheintrag aus dem Jahr 1909 zweifelsfrei nachgewiesen werden.
Bis zum Jahr 1959 ging man noch vom Gründungsjahr 1863 aus, im Vorfeld des 100-jährigen Bestehens wurden dann Nachforschungen auch im Staatsarchiv in Nürnberg angestellt und das Gründungsjahr 1862 bestätigt. In diesem Jahr haben sich auch der fränkische Sängerbund in Bamberg sowie der Deutsche Sängerbund in Coburg konstituiert und so mündete auch in Ottensoos die Sängerbewegung in die offizielle Gründung eines Vereins.


Nach einem Einbruch während des deutsch-französischen Krieges setzte dann eine Aufwärtsentwicklung ein, die im Jahr 1877 in der feierlichen Weihe der ersten Vereinsfahne ihren Höhepunkt fand.In der Folgezeit waren es die Kantoren Meisel, Christ und Busse, die den Dirigentenstab führten. Die Vorstandschaft wechselte häufig. Der 1. Weltkrieg bedeutete für den Chor wiederum einen Einschnitt. Von Juli 1914 bis Juli 1919 weist das Protokollbuch keine Eintragungen auf. 5 Sänger kamen aus dem Krieg nicht mehr zurück. Mit 7 Mitgliedern und 4 Neuaufzunehmenden wurde am 12. Juli 1919 ein Neuanfang gewagt.

Aufnahme der 36 Gründungsmitglieder

Wertvollster Besitz des Vereinsarchivs ist eine Fotografie, die um das Jahr 1865 aufgenommen wurde und die 36 Gründungsmitglieder des Chores, darunter auch Kantor Enzenberger als wahrscheinlichen Initiator der Vereinsgründung, zeigt. Schriftführer Andreas Schramm ist es zu verdanken, dass wir heute nicht rätselnd in die Gesichter der Männer blicken müssen, unwissend, um wen es sich handelte. Er hat Anfang des 20. Jahrhunderts die Namen der Männer unter die Aufnahme geschrieben und so sind heute alle 36 Gründungsmitglieder namentlich bekannt.

Im Jahr 1920 wurde ein Mann in die Vereinsspitze gewählt, der als eines der verdientesten Mitglieder der Vereinsbezeichnet werden kann. Wolfgang Ultsch wurde im Januar 1920 als Kassier gewählt, im darauffolgenden Jahr löste er Leonhard Albrecht an der Vereinsspitze ab.Zusammen mit seinem Mitstreiter Andreas Schramm (Schriftführer ab 1910) führte Wolfgang Ultsch den Verein bis ins Jahr 1965.Die inflationäre Wirtschaftslage der 20-er Jahre erfasste auch den Verein, so musste z.B. die Vereinsfahne mit einem Wert von 500.000 Mark gegen Feuer versichert werden. Dagegen nahm die sängerische Entwicklung einen aufstrebenden Verlauf. Oskar Eckert, seit 1924 Chordirigent, führte den Chor zu neuen Höchstleistungen. 1926 errang man bei einem Sängerwettstreit in Königstein den Ehrenpreis für besten Chorgesang. 

Urkunde Sängerwettstreit
Fahne Vorderseite

Im Jahr 1927 konnte das 50-jährige Fahnenjubiläum gefeiert werden. Die Vorstandschaft beschloss, zum Jubiläum eine neue Fahneanzuschaffen. Am Festwochenende 21./22.05.1927 fand die große Fahnenweihe statt, an dem auch ca. 50 Vereine aus dem Umland teilnahmen. 


Fahne Rückseite

Die Fahne zeigt auf der Vorderseite einen Barden  mit der Ottensooser Dorfansicht im Hintergrund, auf der Rückseite eine von Eichenlaub eingerahmte Lyra, den Sängerspruch und die Jahres- zahlen 1877 und 1927, als Daten der Fahnenweihen sowie 1863 als dem, zu diesem Zeitpunkt maßgebenden, Gründungsjahr. Auch noch heute, über 8 Jahrzehnte nach der Weihe, ist diese Fahne immer noch stolzer Besitz des MGV Ottensoos.

Im November 1933 beging der Verein seine 70-Jahr-Feier in einfacher und schlichter Weise.


Ab Juni 1935 bekam der Chor die Auswirkungen des Nationalsozialismus zu spüren. Vorstand Wolfgang Ultsch wurde abgesetzt, Schriftführer Schramm wurde zeitweise eine „Hilfskraft“ zugeteilt. Im Februar 1937 wurde Ultsch als Vereinsführer wieder eingesetzt, jedoch immer unter Aufsicht des 2. Vereinsführers.

Das 75-jährige Vereinsjubiläum im November 1938 zeigt deutlich, auch in der Ausrichtung des Liedgutes, die Handschrift der Verfechter des Nationalsozialismus.

Während des 2. Weltkrieges kam das Singen immer mehr zum Erliegen. Im Protokollbuch sind zwar noch die jährlichen Berichte über die Generalversammlungen, geleitet von Vorstand Ultsch, zu finden, die Lücken zwischen den Eintragungen werden aber mit fortschreitender Kriegsdauer immer größer. 

Die Nachkriegsjahre

Nach Ende des Krieges war es wiederum Wolfgang Ultsch, der sich um das Fortbestehen des Männergesangvereins bemühte. Bereits am 29. Januar 1946 fand eine Generalversammlung zur Wiedergründung des Vereins statt. Mit Schreiben vom 28.April 1947 teilte das Landratsamt Lauf die Voraussetzungen für die Lizenzierung mit. Im September 1947 lagen alle Unterlagen beim Landratsamt vor und der Weiterbestand des Vereins war gesichert.


Der Chor unter der Leitung von Prof. Walter Körner

Für die Probenarbeit wurde ab 1. Mai 1946 der in Nürnberg ausgebombte Prof. Walter Körner gewonnen. Er verstand es, den Chor in dieser schwierigen Zeit wieder zu Ruhm und Ansehen zu führen. Prof. Körner war es auch, der im Jahr 1946 das Volksliedersingen am Dorfplatz am Abend des Kirchweihsamstag ins Leben rief. Bis in die heutige Zeit findet diese Veranstaltung unter Mitwirkung aller Ottensooser Chöre großen Anklang bei den Besuchern der Ottensooser Kirchweih.

In den Folgejahren konnte der MGV einen starken Mitgliederzuwachs verzeichnen, Konzerte und Auftritte wurden von der Bevölkerung stets mit großer Freude aufgenommen. Im Jahr 1953 wurde das 90-jährige Vereinsjubiläum, verbunden mit der 1050-Jahr Feier des Dorfes begangen. Das Festwochenende war ein Glanzpunkt in der bisherigen Vereinsgeschichte und spiegelte auch den beginnenden wirtschaftlichen Aufschwung und die Zukunftshoffnungen der Bevölkerung wieder. 


Chorleiter Peter Zahn

Zum 1. Januar 1954 übergab Prof. Walter Körner den Taktstock an den Lehrer Peter Zahn aus Lauf. Damit begann eine neue Ära in der ereignisreichen Geschichte des Chores. Unter Peter Zahn´s Leitung konnte das künstlerische Niveau wiederum gesteigert werden. Konzerterfolg reihte sich an Konzerterfolg und so stand auch zum 100-jährigen Vereinsjubiläum im Jahr 1962 der Liedgesang im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Mit einem Festabend, einem Singen am Dorfplatz und einem Gruppensingen der Sängergruppe Moritzberg am Festplatz wurde das Fest in würdigem Rahmen ausgestaltet. 


Die 60er, 70er und 80er Jahre

Im Jahr 1965 trat Vorstand Wolfgang Ultsch nach 45 Jahren an der Vereinsspitze von seinem Amt zurück. Mit ihm legten auch Andreas Schramm nach 55-jähriger Schriftführer-Tätigkeit und 2. Vorstand Jakob Scharrer ihre Ämter nieder.

Eine neue Sängergeneration rückte daraufhin in die Vereinsführung nach. Als Vorstand wurde Hans Gemmel gewählt, als 2. Vorstand Josef Moos und als Schriftführer Horst Schienhammer. Bereits 1963 konnte Herbert Dziubany als Schriftführer gewonnen werden. Mit Tat, vor allem aber mit Rat standen die alten, verdienten Sänger der neuen Vereinsführung zur Seite, die dadurch nahtlos an die erfolgreiche Arbeit ihrer Vorgänger anknüpfen konnte. Der Generationswechsel an der Vereinsspitze brachte auch eine stattliche Anzahl junger Männer zum Chor, womit eine Voraussetzung für die weitere erfolgreiche Arbeit erfüllt war.

Mit der Anschaffung eines Flügels im Jahr 1967 konnte sich der Chor einen lang gehegten Wunsch erfüllen.

Während der 70er und 80er Jahre führte Chorleiter Zahn den Chor unter Ausnutzung des vorhandenen sängerischen Entwicklungspotentials. Mit erfolgreichen Konzerten konnte der Männergesangverein seinen hervorragenden Ruf festigen. Auch die Geselligkeit kam nie zu kurz. Zahlreiche gelungene Vereinsfahrten sind manchen Sängern noch heute in guter Erinnerung.

Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Chorleiter Zahn und Komponist Waldemar Klink erwiesen sich für den Chor als Glücksfall. Zahlreiches Notenmaterial hat der Komponist dem Chor zugewendet. Die Kantate „Die Hirten auf dem Felde“ widmete Klink ausdrücklich dem MGV Ottensoos.

Zum 120-jährigen Vereinsjubiläum wurde 1982 eine Scheune der Kronenbräu Ottensoos als „Fränkischer Musikstadel“ hergerichtet. Am Festkonzert wurde die Kantate „Heiteres Frankenland“ von W. Klink gesungen. 

Seine Liebe zur Wiener Musik gab Chorleiter Zahn auch an den Chor weiter, mehrere Konzerte mit Werken Wiener Meister wurden in Ottensoos und Lauf veranstaltet.

Ausgestattet mit den Erfahrungen der 120-Jahr-Feier wagte sich die Vorstandschaft an die Vorbereitung des 125-jährigen Gründungsfestes. Mit einem Festkommers und dem 4-tägigen Festwochenende im Mai sowie dem Festkonzert im Oktober 1987 wurde das Gründungsjubiläum begangen. Eine umfangreiche Vorbereitung und der Einsatz aller Sänger sowie deren Frauen war notwendig um die Veranstaltung zu einem vollen Erfolg für den Verein werden zu lassen. Vor allem in finanzieller Hinsicht gestärkt, konnte der Verein hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. 


In den 90er Jahren

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs entwickelte sich zu Beginn des Jahres 1990 eine Freundschaft mit dem Gesangverein Reichenbach/Thüringen. Initiiert von deren Vorstand Michael Pöllath besuchte im März 1990 eine Abordnung des MGV Ottensoos zum ersten mal die Thüringer Sängerfreunde in Reichenbach. Schnell war klar, dass trotz der jahrzehntelangen Trennung durch die deutsch/deutsche Grenze und der unterschiedlichen Prägung der Menschen durch die jeweiligen Systeme, eine gegenseitige Wertschätzung vorhanden war, und die Beziehungen intensiviert werden sollten. Im Oktober 1990 waren wir Ottensooser Sänger zu einem Sängertreffen nach Reichenbach eingeladen. Die herzliche Aufnahme wurde erwidert bei einem weiteren Chortreffen im April 1991 in Ottensoos. 

Auch wenn sich zwischen einzelnen Reichenbacher und Ottensooser Sängern engere freundschaftliche Beziehungen entwickelten, so lockerten sich nach der ersten Euphorie die Bande in der Folgezeit wieder, jedoch ohne ganz abzureißen. Mit unserer Teilnahme am 120-jährigen Jubiläum des GV Reichenbach im Jahr 1998 und einem gemeinsamen Konzert anlässlich unseres 140-jährigen Vereinsjubiläums im Jahr 2002 in Ottensoos lebten die Beziehungen wieder auf und werden nach wie vor mit Treffen und gemeinsamen Veranstaltungen gepflegt.


Das Jahr 1990 brachte wiederum einen Generationswechsel an der Vereinsspitze mit sich. Hans Gemmel stellte sich nach 25-jähriger Tätigkeit als 1. Vorstand nicht mehr zur Wahl und es wurde als neuer 1. Vorstand Klaus Falk gewählt. Nachdem bereits seit 1988 Jochen Häberlein den Schriftführerposten bekleidet, wurde damit die weitere Verjüngung der Vereinsspitze fortgesetzt. In seiner 25-jährigen Amtszeit verstand es Hans Gemmel die Bahnen des Vereins zielstrebig und mit Fingerspitzengefühl zu lenken. Dafür ist ihm der Verein zu großem Dank verpflichtet.

Das 130-jährige Gründungsjubiläum im Jahr 1992 wurde in kleinerem Rahmen, wie gewohnt aber mit einem erfolgreichen Jubiläumskonzert gefeiert.

Im darauffolgenden Jahr 1993 kann sich der Chor in einer neuen Sängerkleidung präsentieren.  

Gunter Schwarz übernimmt die Leitung des Chores

Mit Ablauf des Jahres 1994 gab Chordirektor ADC Peter Zahn den Taktstock an einen Nachfolger Schwarz weiter. Als musikalischer Leiter hat Chordirektor Zahn während seiner 41-jährigen Tätigkeit die Leistungsfähigkeit des Chores kontinuierlich gesteigert. Seine musikalische Größe war Ursache und Garant der Erfolge des Chores.

Für die Vorstandschaft war es nicht einfach, einen Nachfolger für Chorleiter Zahn zu finden. In Probesingstunden konnten sich die Interessenten und der Chor ein Bild vom jeweiligen Gegenüber machen. Die Wahl viel dann auf Gunther Schwarz aus Nürnberg. Es zeigte sich bald, dass mit Chorleiter und Chor harmonierten. Im Herbst 1995 konnte der Chor seine Leistungsfähigkeit bei einem Konzert unter dem Motto „Wie schön bist Du“ in der neuen Mehrzweckhalle der Gemeinde Ottensoos beweisen. Mit der Mehrzweckhalle stand nun ein idealer Raum für die Veranstaltungen des Chores zur Verfügung. Der Gemeinde Ottensoos mit dem damaligen Bürgermeister Hans Gemmel ist für die mit diesem Bauwerk einhergehende Förderung des Vereins ein herzlicher Dank auszusprechen. Weitere Konzerte konnten seither in dieser schönen Halle veranstaltet werden, unter anderem im Oktober 1998 mit dem Damensalonorchester „Lilienweiß“. Aber auch in den Ortskirchen trat der Chor auf (Weihnachtskonzert 1996 in der St.-Veit-Kirche und Kirchenkonzert „Der Herr ist mein Hirt“ 2000 in der St.-Johannes Kirche). 

Chorleiter Schwarz verstand es, neue Akzente zu setzen und den Chor stimmlich weiterzuentwickeln. 

Der Chor im 21sten Jahrhundert

Im Jahr 2002 trat Kassier Horst Schienhammer nach 37 Jahren Tätigkeit in der Vereinsführung (1965-1982 Schriftführer, 1983-2002 Kassier) von seinem Amt zurück. Mit seinem Nachfolger Thomas Zitzmann wurde der Generationswechsel in der Vereinsspitze abgeschlossen. 

Der Männergesangverein 1862 Ottensoos kann heute stolz auf seine Vergangenheit zurückschauen und hoffnungsvoll mit Tatendrang in die Zukunft blicken.

Im Jahr 2012 wird der Chor sein 150-jähriges Gründungsfest begehen. Wir stehen dabei in einer Reihe mit einigen Chören unseres Sängerkreises Hersbruck und auch mit dem Fränkischen Sängerbund, der ebenfalls 1862 gegründet wurde.

Unser Sängerspruch möge Mahnung und Verpflichtung sein, dem Vorbild unserer Väter und Großväter zu folgen um den Chor in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.

 „Rein im Sange, treu im Wort, fest in Eintracht immerfort.“

 

Jochen Häberlein
Schriftführer